CDU von der Rolle

"Freund, Feind, Todfeind, Parteifreund"
CDU von der Rolle
Dagenbach: "Wahlverweigerung nicht verwunderlich"

Stefan Mappus >

"Wäre es nicht so ernst, könnte man das Ganze als grobe Faschingsscherze der schwarzen Hofnarren bezeichnen", kommentiert der Vorsitzende der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg und Heilbronner Stadtrat Alfred Dagenbach die neuesten Vorgänge innerhalb der Regierungsparteien CDU und CSU aud Bundes- und Landesebene:
"Noch nie war das CDU und CSU zugeschriebene Komparativ ‚Freund, Feind, Todfeind, Parteifreund‘ zutreffender als jetzt vor den Wahlen in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und besonders in Baden-Württemberg."
Da verkämpft sich ein
Karl Theodor zu Guttenberg wegen seiner Doktor-Affäre und verstrickt sich dabei immer mehr.
Seine Parteifreunde, allen voran die Kanzlerin Angela Merkel und der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer stützen ihn, wo sie nur können, um zu retten, was längst verloren ist."
Das standesgemäße Mäkeln und das Schießen unter die Gürtellinie der keinesfalls nur von Saueberkeit glänzenden Opposition verschaffte dem Delinquenten einen noch größeren Zuspruch in der die üblichen Spiele längst durchschauenden Bevölkerung – und was ist passiert?
Guttenbergs Kabinettskollegin und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) "schämt sich" für ihn und der von der CDU gestellte Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete Guttenbergs Verhalten gar als „ein Sargnagel für das Vertrauen in unsere Demokratie“.
Doch damit nicht genug: Auch der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses,Wolfgang Bosbach (CDU) fiel in den Chor der Kritiker ein.
Alfred Dagenbach: "Auch wenn Seehofer (CSU) nun der Schwesterpartei CDU vorwirft, dem Verteidigungsminister öffentlich in den Rücken gefallen zu sein und meint, die Kritik der beiden CDU-Politiker Schavan und Lammert sei völlig unangemessen gewesen, so übersieht er wohl, daß aus den Reihen seiner eigenen CSU-Führungsmitglieder hinter vorgehaltener Hand von ‚Guttenbergs Größenwahn‘ die Rede war."
Dazu gehöre sein Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und selbst der ehemalige bayrische Ministerpräsident Beckstein habe sich zu der Äußerung herabgelassen, "die Affäre um seine Dissertation schadet der CSU und ihm selbst."
Damit sei aber nicht genug: Dem in Baden-Württemberg wahlkampfmäßig durch die Lande tingelnden Ministerpräsidenten Stefan Mappus falle auch nichts Zündendes ein.
Seine inhaltlich flachen und unverbindlichen Auftritte meinte Mappus nun durch einen Angriff auf den – wie andere von der CDU als "Macher" protegierte Pöstchenbesetzer auch – schwachen und farblosen Stuttgarter Oberbürgermeister Schuster (CDU) aufzupeppen, um die allzu deutliche Nervosität im Vorfeld der Landtagswahlen zu übertünchen.
Mappus, mehr rechts- als linksaußen angesiedelter Nachfolger des als "Häuptling Schnelle Zunge" bekannten Ex-Ministerpräsidenten Oettinger und "liebevoll" als "Merkels Krokodil in Baden-Württemberg" vom ‚Stern‘ frei nach FDP-Justizminister Golls einordnendem Zitat über ihn eingestuft, kritisierte die vordergründig den baulichen Zustand der Stuttgaerter Schulen, der „einer baden-württembergischen Landeshauptstadt nicht würdig“ sei.
"Ein tolles Eigentor, denn Mappus vergaß dabei zu erwähnen, daß den Kommunen dazu genau die Mittel fehlen, die ihnen seine eigene Regierung vorenthält", so Dagenbach.
Doch damit nicht genug.
Mappus brenne immer noch sein eigenes Versagen in Sachen "Stuttgart 21" auf der Haut.
Dies werde er – anders wie durch Geislers Einsatz gehofft – auch bis zur Wahl nicht mehr los, weil der berechtigte und nun von ihm auch indirekt zugegebene Widerstand der keinesfalls nur aus lautstarken Linken bestehenden Kritikern ungebrochen ist.
Da nicht nur hier alle etablierten Landesparteien einträchtig gemeinsam versagt haben, fehle "
Mappi-Schnappi, dem kleinen Krokodil" das richtige Feindbild.
So mache er den Schuldigen in den eigenen Reihen aus und kritisiere einmal mehr das städtische „Krisenmanagement“ zu "Stuttgart 21" und schiebe Schuster den auch von ihm gepflegten falschen Umgang mit den Gegnern des umstrittenen Bahnvorhabens in die Schuhe.
Selbst die verweigerte Annahme der rund 67.000 gesammelten Unterschriften des "S21"-Gegner halte er zwar Schuster vor – vergesse aber, daß er selbst in Lauffen fast 100.000 Unterschriften nicht angenommen hatte.
Alfred Dagenbach: "Auch in Baden-Württemberg fragen sich immer mehr Wähler, wen sie überhaupt noch wählen sollen. Da ist es doch nicht mehr als verwunderlich, daß in Hamburg nur noch 57% der Wähler zur Wahl gegangen sind und die künftige SPD-Regierung gerade noch von etwa einem Viertel der Bürger akzeptiert wird. Der Niedergang der von Pöstchenjägern beherrschten selbsternannten ‚Politischen Klasse‘ ist unübersehbar und fördert die Verdrossenheit über solche Politiker."


 von buecher-zeitschriften.com
Für unser Land…
Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg e.V.

Geißler’s Schlichterspruch

Stuttgart 21:
Geißler’s Schlichterspruch
Dagenbach: Das Schlitzohr hat zugeschlagen

http://www.youtube.com/v/TPR_ZkOuWbc?fs=1&hl=de_DE Video abspielen>

Wer geglaubt hatte, daß Heiner Geißler zum Komplex "Stuttgart 21" einen Schlichterspruch abgeben würde, der einem Persilschein für eine Seite gleichkommen würde, kennt das oberschwäbische Schlitzohr nicht. Es hat jedenfalls kräftig zugeschlagen. Auch wenn der Schiedsspruch oberflächlich betrachtet nach einem Sieg der Projektunterstützer aussehen mag, dürfte bei genauerem Hinsehen manchem Stuttgart-21-Befürworter das dort gepflegte arrogante Grinsen vergehen. Die im Schiedsspruch zutage getretenen Ungereimtheiten und Auflagen zu Stuttgart 21 sind mehr als eine harte Nuß. Sie geben gründlichen Anlaß für weitere Proteste der Bürger, wenn die Betreiber versuchen, die gemachten Vorgaben durch weitere Tricksereien nicht einzuhalten – insbesondere jene, denen sie bereits im Vorfeld zugestimmt haben. Insbesondere die unter den Punkten 11 und 12 aufgezählten Bedingungen garantieren, daß der Tiefbahnhof noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Manchem Lobbyistenfreund dürfte die Lust am Gschäftle mit der Fläche noch vergehen und man darf gespannt sein, ausgewachsene Bäume mit fast 2 Metern Stammdurchmesser unter 5-6stelligem Kostenaufwand pro Baum erfolgreich verpflanzt. Nicht nur dem Schlitzohr Geißler wird solches jedenfalls noch viel Freude bereiten. 

 

Hierzu der komplette Schlichterspruch Heiner Geißlers:

  

1. Am Mittwoch, 06.10.2010, wurde ich im Landtag von Ministerpräsident Mappus als Schlichter für den Streit um den Tiefbahnhof Stuttgart 21 und um die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen vorgeschlagen, vom Fraktionsvorsitzenden Kretschmann in derselben Sitzung bestätigt, nachdem am Tag zuvor der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stuttgarter Stadtrat Werner Wölfle meinen Namen für diese Aufgabe genannt hatte.
Dem schlössen sich alle Landtags-Fraktionen an. Das Aktionsbündnis gegen S 21 stimmte daraufhin am 12. Oktober meiner Nominierung zu. Am 15. Oktober 2010 einigten sich Projektgegner und Projektbefürworter darauf, sich an einen Tisch zu setzen und mit dem Schlichtungsverfahren zu beginnen. Zuvor war Einigung über den Inhalt der Friedenspflicht und deren Einhaltung während der Schlichtungsgespräche erzielt worden. Am 22. Oktober begann die erste Schlichtungsrunde.

2. Das Verfahren war als Fachschlichtung gedacht, wobei offen blieb, ob diese in eine Ergebnisschlichtung verbunden mit einem Votum des Schlichters münden sollte. Es war klar, daß daraus keine rechtliche Bindung entstehen konnte, wohl aber eine psychologische und politische Wirkung die Folge war. Der Begriff Schlichtung Stuttgart 21 setzte sich dann auch in der Öffentlichkeit durch.

3. Bund und die Länder Baden-Württemberg und Bayern (wegen Neu-Ulm-21) sich auf eine Vorfinanzierung geeinigt hatten, genehmigte der Aufsichtsrat der DB am 14. März 2001 das Projekt. Damit wurde der Weg für die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen geebnet. Am 31. Oktober 2001 wurde das erste Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurde das Projekt von allen zuständigen parlamentarischen Gremien mehrheitlich gebilligt und insoweit legalisiert.
Dennoch formierte sich schon frühzeitig Widerstand gegen S 21, der sich vor allem im Laufe des Jahres 2010 zu massenhaften Demonstrationen mit bis zu über 60.000 Teilnehmern äußerte. Der Spalt ging quer durch die gesamte Stadtbevölkerung und bewegte zunehmend auch die Bevölkerung Baden-Württembergs. Auch die Befürworter gingen auf die Straße. Am 30. September 2010 eskalierte der Protest. Bei einer Demonstration kam es zur Konfrontation der Protestbewegung mit der Polizei mit der Folge von über 100 Verletzten, darunter zwei Schwerverletzten.
Diese Entwicklung, mit negativem Echo bis in die USA, hatte die Bevölkerung und die politisch Verantwortlichen erschüttert. Sie hatte regionale und überregionale Gründe und ist nur zu verstehen auf dem Hintergrund einer massiven Vertrauenskrise der Politik im Allgemeinen und einer speziellen ebenfalls massiven Kritik an der Art und Weise des Zustandekommens und der Durchführung des Projekts S 21. In den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger waren mit ihm mehr ökologische, geologische und finanzielle Risiken als wirtschaftlichen Chancen verbunden.
Wichtiges Ziel der Schlichtung war daher, durch Versachlichung und eine neue Form unmittelbarer Demokratie wieder ein Stück Glaubwürdigkeit und mehr Vertrauen für die Demokratie zurückzugewinnen. Die Schlichtung hat mit dem sachlichen Austausch von Argumenten unter gleichberechtigter Teilnahme von Bürgern aus der Zivilgesellschaft etwas nachgeholt, was schon vor vier oder fünf Jahren hätte stattfinden sollen. Die Schlichtung konnte jedoch diesen Fehler nur teilweise reparieren.

4. Unabhängig vom Ergebnis in der Sache war die Schlichtung, bevor sie heute zu Ende geht, ein Erfolg, wie die "Stuttgarter Zeitung" " schreibt.

Im Einzelnen:
4.1. Bürgerinitiativen aus der Zivilgesellschaft, Projektgegner wie Befürworter, Ministerpräsident, Minister, Bahnvorstände, Bürgermeister, Abgeordnete haben sich an einen Tisch gesetzt und in neun Schlichtungsrunden vom 22. Oktober 2010 bis 30. November die Argumente ausgetauscht. Das wäre noch vor zwei Monaten unvorstellbar gewesen.
4.2. In der Landtagssitzung vom 6. Oktober 2010 sagte Winfried Kretschmann an die Adresse der Landesregierung: "Glauben Sie mir, die Hauptquelle des Protestes ist, daß Sie den Protest gar nicht ernst nehmen und daß Sie denken, die Gegner hätten noch nicht einmal gute Argumente/‘ Diese Beschwerde müßte er heute nicht mehr vorbringen. Die Projektgegner haben bewiesen, daß sie für das von ihnen ausgeübte Demonstrationsrecht gute Gründe haben.
Dies wird von der anderen Seite anerkannt. Die Debatte wurde auf Augenhöhe geführt. Auch dies hat es in dieser Form noch nie gegeben. Die Bereitschaft der Landesregierung, hier mitzumachen, kann auch als "Gegenbeweis" zu der weit verbreiteten Meinung gelten, "die da oben machen was sie wollen".
4.3. Die Gleichberechtigung wurde auch dadurch sichergestellt, daß das Land Baden-Württemberg alle Ausgaben der Projektgegner für Gutachten und Sachverständige übernommen hat. Das Aktionsbündnis wurde dadurch, wie die FAZ schrieb, zum ebenbürtigen Kontrahenten in der Landespolitik aufgewertet. (Peter Conradi: "Die Schlichtung hat unser Gewicht in der Öffentlichkeit verändert. Es ist gelungen, so etwas wie ein faires Gegenüber herzustellen." Werner Wölfle: "Unsere Akzeptanz ist gestiegen, keiner kann mehr sagen, wir wären nur Protestler.")
4.4. Voraussetzung für das Gelingen der Schlichtung war die vom Ministerpräsidenten ausgegebene Parole: Nicht nur alle an den Tisch, sondern alle Fakten auf den Tisch. Dieser Faktencheck ist weitgehend gelungen – angesichts der Komplexität des Problems fast ein Wunder. Lediglich das Zurückhalten von Detailinformationen zur Projektfinanzierung wegen der Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen bei den Ausschreibungen blieb unbefriedigend. Durch die Einsetzung von drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wurde dieser Mangel jedoch in meinen Augen weitgehend behoben.
4.5. Einer der Hauptgründe für das Mißtrauen gegenüber der Politik ist die wachsende Undurchschaubarkeit der politischen und ökonomischen Vorgänge, wie sie sich in der zurückliegenden Finanzkrise gezeigt hat. Die totale Öffentlichkeit und Transparenz des Schlichtungsverfahrens sollte die Gegenposition zu praktizierter Geheimhaltung und Konservierung von Herrschaftswissen bilden. Die Schlichtungen wurden daher jeweils von Anfang bis zum Ende live im Fernsehen durch Phoenix und teilweise SWR und Flügel TV übertragen und ins Internet gestellt.
Gleichzeitig konnten interessierte Bürger im großen Saal des Stuttgarter Rathauses das Geschehen auf einer Großbildleinwand verfolgen. Die Schlichtung war daher auch moderne Aufklärung im besten Sinne von Immanuel Kant, nämlich die Menschen zu befähigen, sich aus "unverschuldeter Unmündigkeit" zu befreien und dadurch "jederzeit selbständig denken" zu können. Das Interesse war enorm und führte bei Phoenix und SWR zu bisher nicht erreichten Einschaltquoten, mit über einer Million Zuschauern.
Das Interessante in den Augen der Beteiligten und der Zuschauer war, daß die gesamten Argumente beider Seiten offengelegt und Zusammenhänge dargestellt wurden (F. Brettschneider). Statt der Vorstellung von Teilaspekten durch mediale Statements, konnte die Herleitung von Argumenten dargestellt werden, die "Storvlines", wie Volker Kefer einmal sagte: d. h. die technische Gesamterzählung und der innere Zusammenhang des Vorhabens – und das vor einem Millionen-Publikum.
Webseiten und der Organisation von Zehntausenden Menschen per Mausklick kann die Demokratie nicht mehr so funktionieren wie im letzten Jahrhundert. Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei, auch Parlamentsbeschlüsse werden hinterfragt, vor allem wenn es Jahre dauert, bis sie realisiert werden. Sie müssen jedenfalls in dieser Zeit immer wieder begründet und erläutert werden.
Die Fristen zwischen Planung und Realisierung von Großprojekten sind viel zu lang. Die Öffentlichkeit muß zwar heute schon nach § 3 des Baugesetzbuches über Pläne und Alternativen frühzeitig informiert werden. Diese Bestimmung wird jedoch nicht eingehalten oder zu eng ausgelegt. Notwendig ist zudem, daß Alternativen offiziell ermöglicht und geprüft werden. Das Fehlen dieser Möglichkeit war einer der größten Schwächen im Verfahren von S 21.
Wäre die Ursprungsplanung von Prof. Heimerl, ähnlich der sogenannten Züricher Lösung, oder andere Pläne wie z. B. K 21 gleichberechtigt zu S 21 in den Planfeststellungsverfahren zur Debatte gestellt worden, wäre der Tiefbahnhof möglicherweise auch das Resultat der Prüfungen gewesen, aber andere Konzepte nicht planerisch in nicht mehr revidierbaren zeitlichen Verzug geraten. Dies war, um auch dies deutlich zu sagen, nicht der Fehler der jetzigen Landesregierung; sie hat dieses Defizit geerbt; Ministerpräsident Mappus hat konsequenterweise eine gesetzliche Reform des Baurechts bereits vorgeschlagen.

5. Wir brauchen nach meiner Auffassung in Deutschland eine Verstärkung der unmittelbaren Demokratie. Sicher kann das Schweizer Modell nicht 1:1 auf Deutschland übertragen werden. Aber wir sollten, um Entwicklungen wie bei S 21 in der Zukunft zu verhindern, das Beteiligungsverfahren der Schweiz übernehmen, zumindest für Großprojekte:

1. Phase: Formulierung des Ziels, z. B. Basistunnel durch den Gotthardt, dann Abstimmung

2. Phase: Entwicklung der Pläne, mögliche Alternativen, dann Abstimmung

3. Phase: Realisierung mit begleitender Begründung und Information Solange dies im Bund und in den Ländern nicht möglich ist, bietet sich das hier praktizierte Stuttgarter Modell als Prototyp an (institutionalisierte Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe).

6. Es war von vornherein klar, daß bei der gegebenen Situation heute ein Kompromiß zwischen Tief- und Kopfbahnhof nicht mehr möglich ist. Der ursprüngliche Plan von Prof. Heimerl, nämlich Sanierung des Kopfbahnhofs mit Bau eines viergleisigen Durchgangsbahnhofs plus Anschlußtunnel zur Neubaustrecke und Abzweig zum Flughafen wäre ein solcher Kompromiß gewesen. Diese sogenannte Kombi- oder Züriche Parteitagsbeschluß dagegen und für K 21.
Bei dieser Sachlage wäre es für mich das Einfachste gewesen, eine Volksabstimmung oder eine Bürgerbefragung vorzuschlagen. Eine Bürgerbefragung in Stuttgart ist heute noch möglich unter der Voraussetzung, daß während des Baus von Stuttgart 21 eine Beteiligung der Stadt an Mehrkosten gefordert würde. Das ergibt sich aus dem Beschluß des Gemeinderates vom 29. Juli 2009.
Ein Bürgerentscheid zu der Grundsatzfrage Stuttgart 21 Ja oder Nein ist dagegen rechtlich unzulässig. Bei einer bloßen Bürgerbefragung hätte das Ergebnis keinerlei Auswirkungen auf den Fortgang des Projektes. Die Deutsche Bahn ist nicht verpflichtet, einem solchen Votum zu folgen. Hinzu kommt, daß der Vorstand der Bahn gesetzlich verpflichtet ist, Schaden vom Unternehmen abzuwenden, der bei einem Bau-Stopp von S 21 in Milliardenhöhe entstünde.

7. Die Schlichtung ist ein neues Projekt unmittelbarer Demokratie mit großer Transparenz. Es kommt für mich aber nicht infrage, am Ende alles offen zu lassen. Ich hatte mir zunächst überlegt, eine Abwägung und Beurteilung der Argumente zu allen wichtigen Streitpunkten vorzunehmen, also 2ur verkehrlichen Leistungsfähigkeit, zum Betriebskonzept zu Ökologie, Städteplanung, Geologie und Finanzierung von S 21 und K 21.
Dies hätte jedoch mit Sicherheit jeden Zeitrahmen gesprengt und zum sofortigen und aus jeweiliger Sicht durchaus berechtigten Widerspruch und somit zur Fortsetzung der Schlichtungsdiskussion über die Friedenspflicht hinaus geführt Ich möchte ein Beispiel geben: Nach dem von den Projektgegnern favorisierten System des Integralen Taktverkehrs (ITV) nach schweizerischem Vorbild braucht der ICE von Mannheim über Stuttgart nach Ulm bei K 21 elf Minuten länger als bei Stuttgart 21.
Ob dies, wie die Bahn meint, für die Reisenden unzumutbar ist (über 10 Minuten Standzeit im Stuttgarter Bahnhof) oder ein solcher Zeitpuffer pünktliche Züge und bequemes Umsteigen ermöglicht, wie das Bündnis meint, kann vom Schlichter nicht entschieden werden. Ich kann jedoch eine grundsätzliche Bewertung der unterschiedlichen Positionen vornehmen und Schlußfolgerungen für die Zukunft ziehen.

8. Ich beginne mit den Vorschlägen der Projektgegner: Werner Wölfle, der Vorsitzende der grünen Stadtratsfraktion, sagte zum Ablauf und Inhalt der Schlichtung "Wir haben gezeigt, daß wir mit K 21 ein alternatives Projekt zur Modernisierung des Stuttgarter Bahnknotens haben". Es ist ganz sicher ein wichtiges Resultat der Schlichtung, daß die Idee eines erneuerten Kopfbahnhofs mit Bau eines Anschlußtunnels von Obertürkheim nach Denkendorf zur Neubaustrecke mit Abzweig zum Flughafen trassenmäßig realisierbar und technisch möglich ist.
Gleichzeitig haben die Projektgegner eine Reihe von fundierten Gründen gegen S 21 und die NBS vorgetragen und vor allem auf Risiken, Mängel und Probleme der S 21-Projektion hingewiesen. Dies betrifft zunächst vor allem die knappe Dimensionierung des Tiefbahnhofs mit nur 8 Gleisen im Hinblick auf die prognostizierte und gewünschte Zunahme des Personenverkehrs.
Dasselbe gilt für den zweigleisigen Ausbau weiterer Strecken im Bereich des Flughafens und der sogenannten Wendlinger Kurve und die Beseitigung des Engpasses zwischen Zuffenhausen und dem Tiefbahnhof. Beachtliche Verbesserungsvorschläge betreffen die Notwendigkeit von kreuzungsfreien Einfahrten in den Tiefbahnhof. Ich empfehle der Bahn, aus diesen und anderen berechtigten Kritikpunkten Konsequenzen zu ziehen.
Die Gegner von Stuttgart 21 haben in den Schlichtungsgesprächen deutlich machen können, daß es mit dem Kopfbahnhof 21 eine durchaus attraktive Alternative gibt, es gibt jedoch ganz konkrete Nachteile. Der am schwersten wiegende Nachteil liegt darin, daß aus heutiger Sicht eine Verwirklichung des Kopfbahnhofs 21 nicht als gesichert angenommen werden kann, da weder ausreichende Planungen und deshalb auch keine Planfeststellungen, also Baugenehmigungen vorliegen.
Zudem ist die Finanzierungsgrundlage logischerweise dann auch nicht gegeben, in der Schlichtungsrunde wurden zudem die Kosten für einen Kopfbahnhof 21 sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Für Stuttgart 21 dagegen gibt es eine Baugenehmigung, und dies ist für die Deutsche Bahn AG gleichbedeutend mit einem Baurecht. Es wäre zwar theoretisch möglich, den Bau des Tiefbahnhofs politisch zu torpedieren, aber die rechtliche Situation scheint mir eindeutig: Der Bau von Stuttgart 21 käme nur dann nicht, wenn die Bahn AG freiwillig darauf verzichten würde. Dazu ist die Bahn nicht bereit, das war zu erwarten. Herr Dr. Kefer hat für den Fall eines Projektausstiegs in den vorletzten Schlichtungsrunde am letzten Freitag bereits eine umfassende gerichtliche Klage angekündigt.
Bei einem Ausstieg aus Stuttgart 21 entstünden den Projektträgern, insbesondere der Bahn AG, hohe Kosten, die von den S21-Gegnern auf 600 Millionen Euro, von der Bahn auf gut 2,8 Milliarden Euro beziffert werden. Deshalb haben wir diese Frage von drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften einer Plausibilitätsprüfung unterziehen lassen: Eine der Gesellschaften kommt zu der Auffassung, daß ein Ausstieg rund 1 Milliarde Euro kosten würde, die beiden anderen gehen sogar von 1,5 Milliarden Euro aus. Das ist viel Geld dafür, daß man am Ende nichts bekommt.
Die Plausibilität der Kosten von Stuttgart 21 hat zwar Risiken deutlich aufgezeigt, in der Summe aber keinen wirklich überzeugenden Anhaltspunkt dafür gebracht das Projekt aus Kostengründen zum jetzigen Zeitpunkt doch noch zu stoppen. Einen Kompromiß zwischen Stuttgart 21 und einem Kopfbahnhof 21 kann es nicht geben, die Gründe hierfür habe ich dargelegt. Also kann eine Chance zur Verkleinerung des vorhandenen Konfliktpotenzials und eine Entschärfung des Konflikts nur noch darin gesucht und gefunden werden, wichtige und berechtigte Kritikpunkte der S21-Gegner aufzugreifen, offensichtliche Schwachstellen zu beseitigen und Stuttgart 21 als Bahnknoten im Interesse der Menschen deutlich leistungsfähiger, baulich attraktiver, umweltfreundlicher, behindertenfreundlicher und sicherer zu machen-zu Stuttgart 21 PLUS.

10. Ich kann den Bau des Tiefbahnhofs nur befürworten, wenn entscheidende Verbesserungen an dem ursprünglichen Projekt vorgenommen werden, also aus Stuttgart 21 ein Stuttgart 21 PLUS wird. In der Schlichtung ist auch noch einmal klar geworden, daß der Tiefbahnhof nur dann einen Sinn hat, wenn gleichzeitig die Neubaustrecke zwischen Ulm-Wendlungen verwirklicht wird. Bis 2016 ist die Finanzierung durch die Bahn und das Land Baden-Württemberg sichergestellt.
Ab 2016 wird sich der Bund an den Gesamtkosten von 2,9 Milliarden Euro mit 1,8 Milliarden Euro beteiligen. Nach Auskunft des Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Verkehr Winfried Hermann im Schlichtungsverfahren ist jedoch die Finanzierung durch den Bund nicht abschließend gesichert. Diese Aussage basiert allerdings auf einer Prognose für das Jahr 2016 und unterstellt, daß die dann vorhandene Mehrheit im Deutschen Bundestag aus dem Projekt aussteigen würde. Es kann natürlich auch gerade umgekehrt sein. Infolgedessen können solche Annahmen nicht Grundlage des Schlichterspruches sein.
Es steht fest, daß von den sieben Planfeststellungsabschnitten für die Neubaustrecke von Wendungen vier sich noch im Planfeststellungsverfahren befinden. Da die Neubaustrecke eine zwingende Voraussetzung für den Tiefbahnhof bedeutet und die Bahn mit den Bauarbeiten fortfahren will, ist es vordringlich, daß die Projektträger für die Neubaustrecke so rasch wie möglich für die rechtliche und finanzielle Absicherung der Neubaustrecke Sorge tragen.

11. Für die Fortführung des Baues von S 21 halte ich aus den genannten Gründen folgende Verbesserungen für unabdingbar:
11.1. Die durch den Gleisabbau frei werdenden Grundstücke werden der Grundstücksspekulation entzogen und daher in eine Stiftung überführt, in deren Stiftungszweck folgende Ziele festgeschrieben werden müssen: – Erhaltung einer Frischluftschneise für die Stuttgarter Innenstadt. – Die übrigen Flächen müssen ökologisch, familien- und kinderfreundlich, mehrgenerationengerecht, barrierefrei und zu erschwinglichen Preisen bebaut werden. – Für notwendig halte ich eine offene Parkanlage mit großen Schotterflächen
11.2. Die Bäume im Schloßgarten bleiben erhalten. Es dürfen nur diejenigen Bäume gefällt werden, die ohnehin wegen Krankheiten, Altersschwäche in der nächsten Zeit absterben würden. Wenn Bäume durch den Neubau existentiell gefährdet sind, werden sie in eine geeignete Zone verpflanzt. Die Stadt sollte für diese Entscheidungen ein Mediationsverfahren mit Bürgerbeteiligung vorsehen.
11.3. Die Gäubahn bleibt aus landschaftlichen, ökologischen und verkehrlichen Gesichtspunkten erhalten und wird leistungsfähig, z.B. über den Bahnhof Feuerbach, an den Tiefbahnhof angebunden.
11.4. Im Bahnhof selber wird die Verkehrssicherheit entscheidend verbessert. Im Interesse von Behinderten, Familien mit Kindern, älteren und kranken Menschen müssen die Durchgänge gemessen an der bisherigen Planfeststellung verbreitert, die Fluchtwege sind barrierefrei zu machen
11.5. Die bisher vorgesehenen Maßnahmen im Bahnhof und in den Tunnels zum Brandschutz und zur Entrauchung müssen verbessert werden. Die Vorschläge der Stuttgarter Feuerwehr werden berücksichtigt.
11.6. Für das Streckennetz sind folgende Verbesserungen vorzusehen: – Erweiterung des Tiefbahnhofs um ein 9. und 10. Gleis. – Zweigleisige westliche Anbindung des Flughafen Fernbahnhofs an die Neubaustrecke – Zweigleisige und kreuzungsfrei angebundene Wendlinger Kurve – Anbindung der bestehenden Ferngleise von Zuffenhausen an den neuen Tunnel von Bad Canstatt zum Hauptbahnhof. – Ausrüstung aller Strecken von S 21 bis Wendungen zusätzlich mit konventioneller Leit- und Sicherungstechnik.

 

12. Die Deutsche Bahn AG verpflichtet sich, einen Streßtest für den geplanten Bahnknoten Stuttgart 21 anhand einer Simulation durchzuführen. Sie muß dabei den Nachweis führen, daß ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs in der Spitzenstunde mit guter Betriebsqualität möglich ist. Dabei müssen anerkannte Standards des Bahnverkehrs für Zugfolgen, Haltezeiten und Fahrzeiten zur Anwendung kommen. Auch für den Fall einer Sperrung des S-Bahn-Tunnels oder des Fildertunnels muß ein funktionierendes Notfallkonzept vorgelegt werden. Die Projektträger verpflichten sich, alle Ergänzungen der Infrastruktur, die sich aus den Ergebnissen der Simulation als notwendig erweisen, bis zur Inbetriebnahme von S 21 herzustellen. Welche der von mir vorgeschlagenen Baumaßnahmen zur Verbesserung der Strecken bis zur Inbetriebnahme von S 21 realisiert werden, hängt von den Ergebnissen der Simulation ab. Diese von mir vorgetragenen Vorschläge in den Ziffern 11 und 12 werden von beiden Seiten für notwendig gehalten.

13. Aller Voraussicht nach wird der Bau des Bahnhofs S 21 fortgesetzt werden. Ein Baustopp bis zur Landtagswahl ist sowohl von der Bahn wie von der Landesregierung abgelehnt worden. Es ist damit zu rechnen, dass der Protest trotz S 21 PLUS anhalten wird. Es ist nicht auszuschließen, daß es bei bestimmten Bautätigkeiten zu Konfliktsituationen kommen kann. Nach den positiven Erfahrungen in dieser Schlichtungsrunde rege ich an, eine situationsbedingte Schlichtung in ähnlicher Zusammensetzung unter Vorsitz eines Moderators, z. B. den Bischöfen oder eines Vertreters der Robert-Bosch-Stiftung, vorzusehen.

Die Schlichtung als solche, die Art und Weise der Diskussion, hat in der Bevölkerung ein überaus positives Echo gefunden. Dies könnte für den kommenden Wahlkampf ein Hinweis dafür sein, daß die Wahlchancen, je nachdem, wie sich die Parteien benehmen, umso größer werden, je mehr die Diskussionen um den Hauptbahnhof Stuttgart auf dem Niveau der jetzt zu Ende gehen Schlichtung geführt werden. Ich danke den Teilnehmern der Schlichtung und den Sachverständigen für die auf hohem Niveau geführten sachlichen Debatten.
Sie haben der Demokratie im allgemeinen und der bürgerschaftlichen Verständigung in dieser schönen Stadt einen großen Dienst erwiesen. Ich danke der Stadt Stuttgart und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz, die herzliche Gastfreundschaft und den kaum zu überbietenden perfekten Service. Der Dank gilt ebenso den Stenographen, der Presse und den Fernsehanstalten, die diesem Demokratieexperiment zu einer großen Publizität und zu einem entsprechenden Erfolg verholfen haben. Ich wünsche dem Stuttgarter Demokratie-Modell eine weite Verbreitung in Deutschland.

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Für unser Land…

Geißler’s Schlichterspruch

Stuttgart 21:
Geißler’s Schlichterspruch
Dagenbach: Das Schlitzohr hat zugeschlagen

http://www.youtube.com/v/TPR_ZkOuWbc?fs=1&hl=de_DE Video abspielen>

Wer geglaubt hatte, daß Heiner Geißler zum Komplex "Stuttgart 21" einen Schlichterspruch abgeben würde, der einem Persilschein für eine Seite gleichkommen würde, kennt das oberschwäbische Schlitzohr nicht. Es hat jedenfalls kräftig zugeschlagen. Auch wenn der Schiedsspruch oberflächlich betrachtet nach einem Sieg der Projektunterstützer aussehen mag, dürfte bei genauerem Hinsehen manchem Stuttgart-21-Befürworter das dort gepflegte arrogante Grinsen vergehen. Die im Schiedsspruch zutage getretenen Ungereimtheiten und Auflagen zu Stuttgart 21 sind mehr als eine harte Nuß. Sie geben gründlichen Anlaß für weitere Proteste der Bürger, wenn die Betreiber versuchen, die gemachten Vorgaben durch weitere Tricksereien nicht einzuhalten – insbesondere jene, denen sie bereits im Vorfeld zugestimmt haben. Insbesondere die unter den Punkten 11 und 12 aufgezählten Bedingungen garantieren, daß der Tiefbahnhof noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Manchem Lobbyistenfreund dürfte die Lust am Gschäftle mit der Fläche noch vergehen und man darf gespannt sein, ausgewachsene Bäume mit fast 2 Metern Stammdurchmesser unter 5-6stelligem Kostenaufwand pro Baum erfolgreich verpflanzt. Nicht nur dem Schlitzohr Geißler wird solches jedenfalls noch viel Freude bereiten. 

 

Hierzu der komplette Schlichterspruch Heiner Geißlers:

  

1. Am Mittwoch, 06.10.2010, wurde ich im Landtag von Ministerpräsident Mappus als Schlichter für den Streit um den Tiefbahnhof Stuttgart 21 und um die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen vorgeschlagen, vom Fraktionsvorsitzenden Kretschmann in derselben Sitzung bestätigt, nachdem am Tag zuvor der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stuttgarter Stadtrat Werner Wölfle meinen Namen für diese Aufgabe genannt hatte.
Dem schlössen sich alle Landtags-Fraktionen an. Das Aktionsbündnis gegen S 21 stimmte daraufhin am 12. Oktober meiner Nominierung zu. Am 15. Oktober 2010 einigten sich Projektgegner und Projektbefürworter darauf, sich an einen Tisch zu setzen und mit dem Schlichtungsverfahren zu beginnen. Zuvor war Einigung über den Inhalt der Friedenspflicht und deren Einhaltung während der Schlichtungsgespräche erzielt worden. Am 22. Oktober begann die erste Schlichtungsrunde.

2. Das Verfahren war als Fachschlichtung gedacht, wobei offen blieb, ob diese in eine Ergebnisschlichtung verbunden mit einem Votum des Schlichters münden sollte. Es war klar, daß daraus keine rechtliche Bindung entstehen konnte, wohl aber eine psychologische und politische Wirkung die Folge war. Der Begriff Schlichtung Stuttgart 21 setzte sich dann auch in der Öffentlichkeit durch.

3. Bund und die Länder Baden-Württemberg und Bayern (wegen Neu-Ulm-21) sich auf eine Vorfinanzierung geeinigt hatten, genehmigte der Aufsichtsrat der DB am 14. März 2001 das Projekt. Damit wurde der Weg für die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen geebnet. Am 31. Oktober 2001 wurde das erste Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurde das Projekt von allen zuständigen parlamentarischen Gremien mehrheitlich gebilligt und insoweit legalisiert.
Dennoch formierte sich schon frühzeitig Widerstand gegen S 21, der sich vor allem im Laufe des Jahres 2010 zu massenhaften Demonstrationen mit bis zu über 60.000 Teilnehmern äußerte. Der Spalt ging quer durch die gesamte Stadtbevölkerung und bewegte zunehmend auch die Bevölkerung Baden-Württembergs. Auch die Befürworter gingen auf die Straße. Am 30. September 2010 eskalierte der Protest. Bei einer Demonstration kam es zur Konfrontation der Protestbewegung mit der Polizei mit der Folge von über 100 Verletzten, darunter zwei Schwerverletzten.
Diese Entwicklung, mit negativem Echo bis in die USA, hatte die Bevölkerung und die politisch Verantwortlichen erschüttert. Sie hatte regionale und überregionale Gründe und ist nur zu verstehen auf dem Hintergrund einer massiven Vertrauenskrise der Politik im Allgemeinen und einer speziellen ebenfalls massiven Kritik an der Art und Weise des Zustandekommens und der Durchführung des Projekts S 21. In den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger waren mit ihm mehr ökologische, geologische und finanzielle Risiken als wirtschaftlichen Chancen verbunden.
Wichtiges Ziel der Schlichtung war daher, durch Versachlichung und eine neue Form unmittelbarer Demokratie wieder ein Stück Glaubwürdigkeit und mehr Vertrauen für die Demokratie zurückzugewinnen. Die Schlichtung hat mit dem sachlichen Austausch von Argumenten unter gleichberechtigter Teilnahme von Bürgern aus der Zivilgesellschaft etwas nachgeholt, was schon vor vier oder fünf Jahren hätte stattfinden sollen. Die Schlichtung konnte jedoch diesen Fehler nur teilweise reparieren.

4. Unabhängig vom Ergebnis in der Sache war die Schlichtung, bevor sie heute zu Ende geht, ein Erfolg, wie die "Stuttgarter Zeitung" " schreibt.

Im Einzelnen:
4.1. Bürgerinitiativen aus der Zivilgesellschaft, Projektgegner wie Befürworter, Ministerpräsident, Minister, Bahnvorstände, Bürgermeister, Abgeordnete haben sich an einen Tisch gesetzt und in neun Schlichtungsrunden vom 22. Oktober 2010 bis 30. November die Argumente ausgetauscht. Das wäre noch vor zwei Monaten unvorstellbar gewesen.
4.2. In der Landtagssitzung vom 6. Oktober 2010 sagte Winfried Kretschmann an die Adresse der Landesregierung: "Glauben Sie mir, die Hauptquelle des Protestes ist, daß Sie den Protest gar nicht ernst nehmen und daß Sie denken, die Gegner hätten noch nicht einmal gute Argumente/‘ Diese Beschwerde müßte er heute nicht mehr vorbringen. Die Projektgegner haben bewiesen, daß sie für das von ihnen ausgeübte Demonstrationsrecht gute Gründe haben.
Dies wird von der anderen Seite anerkannt. Die Debatte wurde auf Augenhöhe geführt. Auch dies hat es in dieser Form noch nie gegeben. Die Bereitschaft der Landesregierung, hier mitzumachen, kann auch als "Gegenbeweis" zu der weit verbreiteten Meinung gelten, "die da oben machen was sie wollen".
4.3. Die Gleichberechtigung wurde auch dadurch sichergestellt, daß das Land Baden-Württemberg alle Ausgaben der Projektgegner für Gutachten und Sachverständige übernommen hat. Das Aktionsbündnis wurde dadurch, wie die FAZ schrieb, zum ebenbürtigen Kontrahenten in der Landespolitik aufgewertet. (Peter Conradi: "Die Schlichtung hat unser Gewicht in der Öffentlichkeit verändert. Es ist gelungen, so etwas wie ein faires Gegenüber herzustellen." Werner Wölfle: "Unsere Akzeptanz ist gestiegen, keiner kann mehr sagen, wir wären nur Protestler.")
4.4. Voraussetzung für das Gelingen der Schlichtung war die vom Ministerpräsidenten ausgegebene Parole: Nicht nur alle an den Tisch, sondern alle Fakten auf den Tisch. Dieser Faktencheck ist weitgehend gelungen – angesichts der Komplexität des Problems fast ein Wunder. Lediglich das Zurückhalten von Detailinformationen zur Projektfinanzierung wegen der Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen bei den Ausschreibungen blieb unbefriedigend. Durch die Einsetzung von drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wurde dieser Mangel jedoch in meinen Augen weitgehend behoben.
4.5. Einer der Hauptgründe für das Mißtrauen gegenüber der Politik ist die wachsende Undurchschaubarkeit der politischen und ökonomischen Vorgänge, wie sie sich in der zurückliegenden Finanzkrise gezeigt hat. Die totale Öffentlichkeit und Transparenz des Schlichtungsverfahrens sollte die Gegenposition zu praktizierter Geheimhaltung und Konservierung von Herrschaftswissen bilden. Die Schlichtungen wurden daher jeweils von Anfang bis zum Ende live im Fernsehen durch Phoenix und teilweise SWR und Flügel TV übertragen und ins Internet gestellt.
Gleichzeitig konnten interessierte Bürger im großen Saal des Stuttgarter Rathauses das Geschehen auf einer Großbildleinwand verfolgen. Die Schlichtung war daher auch moderne Aufklärung im besten Sinne von Immanuel Kant, nämlich die Menschen zu befähigen, sich aus "unverschuldeter Unmündigkeit" zu befreien und dadurch "jederzeit selbständig denken" zu können. Das Interesse war enorm und führte bei Phoenix und SWR zu bisher nicht erreichten Einschaltquoten, mit über einer Million Zuschauern.
Das Interessante in den Augen der Beteiligten und der Zuschauer war, daß die gesamten Argumente beider Seiten offengelegt und Zusammenhänge dargestellt wurden (F. Brettschneider). Statt der Vorstellung von Teilaspekten durch mediale Statements, konnte die Herleitung von Argumenten dargestellt werden, die "Storvlines", wie Volker Kefer einmal sagte: d. h. die technische Gesamterzählung und der innere Zusammenhang des Vorhabens – und das vor einem Millionen-Publikum.
Webseiten und der Organisation von Zehntausenden Menschen per Mausklick kann die Demokratie nicht mehr so funktionieren wie im letzten Jahrhundert. Die Zeit der Basta-Politik ist vorbei, auch Parlamentsbeschlüsse werden hinterfragt, vor allem wenn es Jahre dauert, bis sie realisiert werden. Sie müssen jedenfalls in dieser Zeit immer wieder begründet und erläutert werden.
Die Fristen zwischen Planung und Realisierung von Großprojekten sind viel zu lang. Die Öffentlichkeit muß zwar heute schon nach § 3 des Baugesetzbuches über Pläne und Alternativen frühzeitig informiert werden. Diese Bestimmung wird jedoch nicht eingehalten oder zu eng ausgelegt. Notwendig ist zudem, daß Alternativen offiziell ermöglicht und geprüft werden. Das Fehlen dieser Möglichkeit war einer der größten Schwächen im Verfahren von S 21.
Wäre die Ursprungsplanung von Prof. Heimerl, ähnlich der sogenannten Züricher Lösung, oder andere Pläne wie z. B. K 21 gleichberechtigt zu S 21 in den Planfeststellungsverfahren zur Debatte gestellt worden, wäre der Tiefbahnhof möglicherweise auch das Resultat der Prüfungen gewesen, aber andere Konzepte nicht planerisch in nicht mehr revidierbaren zeitlichen Verzug geraten. Dies war, um auch dies deutlich zu sagen, nicht der Fehler der jetzigen Landesregierung; sie hat dieses Defizit geerbt; Ministerpräsident Mappus hat konsequenterweise eine gesetzliche Reform des Baurechts bereits vorgeschlagen.

5. Wir brauchen nach meiner Auffassung in Deutschland eine Verstärkung der unmittelbaren Demokratie. Sicher kann das Schweizer Modell nicht 1:1 auf Deutschland übertragen werden. Aber wir sollten, um Entwicklungen wie bei S 21 in der Zukunft zu verhindern, das Beteiligungsverfahren der Schweiz übernehmen, zumindest für Großprojekte:

1. Phase: Formulierung des Ziels, z. B. Basistunnel durch den Gotthardt, dann Abstimmung

2. Phase: Entwicklung der Pläne, mögliche Alternativen, dann Abstimmung

3. Phase: Realisierung mit begleitender Begründung und Information Solange dies im Bund und in den Ländern nicht möglich ist, bietet sich das hier praktizierte Stuttgarter Modell als Prototyp an (institutionalisierte Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe).

6. Es war von vornherein klar, daß bei der gegebenen Situation heute ein Kompromiß zwischen Tief- und Kopfbahnhof nicht mehr möglich ist. Der ursprüngliche Plan von Prof. Heimerl, nämlich Sanierung des Kopfbahnhofs mit Bau eines viergleisigen Durchgangsbahnhofs plus Anschlußtunnel zur Neubaustrecke und Abzweig zum Flughafen wäre ein solcher Kompromiß gewesen. Diese sogenannte Kombi- oder Züriche Parteitagsbeschluß dagegen und für K 21.
Bei dieser Sachlage wäre es für mich das Einfachste gewesen, eine Volksabstimmung oder eine Bürgerbefragung vorzuschlagen. Eine Bürgerbefragung in Stuttgart ist heute noch möglich unter der Voraussetzung, daß während des Baus von Stuttgart 21 eine Beteiligung der Stadt an Mehrkosten gefordert würde. Das ergibt sich aus dem Beschluß des Gemeinderates vom 29. Juli 2009.
Ein Bürgerentscheid zu der Grundsatzfrage Stuttgart 21 Ja oder Nein ist dagegen rechtlich unzulässig. Bei einer bloßen Bürgerbefragung hätte das Ergebnis keinerlei Auswirkungen auf den Fortgang des Projektes. Die Deutsche Bahn ist nicht verpflichtet, einem solchen Votum zu folgen. Hinzu kommt, daß der Vorstand der Bahn gesetzlich verpflichtet ist, Schaden vom Unternehmen abzuwenden, der bei einem Bau-Stopp von S 21 in Milliardenhöhe entstünde.

7. Die Schlichtung ist ein neues Projekt unmittelbarer Demokratie mit großer Transparenz. Es kommt für mich aber nicht infrage, am Ende alles offen zu lassen. Ich hatte mir zunächst überlegt, eine Abwägung und Beurteilung der Argumente zu allen wichtigen Streitpunkten vorzunehmen, also 2ur verkehrlichen Leistungsfähigkeit, zum Betriebskonzept zu Ökologie, Städteplanung, Geologie und Finanzierung von S 21 und K 21.
Dies hätte jedoch mit Sicherheit jeden Zeitrahmen gesprengt und zum sofortigen und aus jeweiliger Sicht durchaus berechtigten Widerspruch und somit zur Fortsetzung der Schlichtungsdiskussion über die Friedenspflicht hinaus geführt Ich möchte ein Beispiel geben: Nach dem von den Projektgegnern favorisierten System des Integralen Taktverkehrs (ITV) nach schweizerischem Vorbild braucht der ICE von Mannheim über Stuttgart nach Ulm bei K 21 elf Minuten länger als bei Stuttgart 21.
Ob dies, wie die Bahn meint, für die Reisenden unzumutbar ist (über 10 Minuten Standzeit im Stuttgarter Bahnhof) oder ein solcher Zeitpuffer pünktliche Züge und bequemes Umsteigen ermöglicht, wie das Bündnis meint, kann vom Schlichter nicht entschieden werden. Ich kann jedoch eine grundsätzliche Bewertung der unterschiedlichen Positionen vornehmen und Schlußfolgerungen für die Zukunft ziehen.

8. Ich beginne mit den Vorschlägen der Projektgegner: Werner Wölfle, der Vorsitzende der grünen Stadtratsfraktion, sagte zum Ablauf und Inhalt der Schlichtung "Wir haben gezeigt, daß wir mit K 21 ein alternatives Projekt zur Modernisierung des Stuttgarter Bahnknotens haben". Es ist ganz sicher ein wichtiges Resultat der Schlichtung, daß die Idee eines erneuerten Kopfbahnhofs mit Bau eines Anschlußtunnels von Obertürkheim nach Denkendorf zur Neubaustrecke mit Abzweig zum Flughafen trassenmäßig realisierbar und technisch möglich ist.
Gleichzeitig haben die Projektgegner eine Reihe von fundierten Gründen gegen S 21 und die NBS vorgetragen und vor allem auf Risiken, Mängel und Probleme der S 21-Projektion hingewiesen. Dies betrifft zunächst vor allem die knappe Dimensionierung des Tiefbahnhofs mit nur 8 Gleisen im Hinblick auf die prognostizierte und gewünschte Zunahme des Personenverkehrs.
Dasselbe gilt für den zweigleisigen Ausbau weiterer Strecken im Bereich des Flughafens und der sogenannten Wendlinger Kurve und die Beseitigung des Engpasses zwischen Zuffenhausen und dem Tiefbahnhof. Beachtliche Verbesserungsvorschläge betreffen die Notwendigkeit von kreuzungsfreien Einfahrten in den Tiefbahnhof. Ich empfehle der Bahn, aus diesen und anderen berechtigten Kritikpunkten Konsequenzen zu ziehen.
Die Gegner von Stuttgart 21 haben in den Schlichtungsgesprächen deutlich machen können, daß es mit dem Kopfbahnhof 21 eine durchaus attraktive Alternative gibt, es gibt jedoch ganz konkrete Nachteile. Der am schwersten wiegende Nachteil liegt darin, daß aus heutiger Sicht eine Verwirklichung des Kopfbahnhofs 21 nicht als gesichert angenommen werden kann, da weder ausreichende Planungen und deshalb auch keine Planfeststellungen, also Baugenehmigungen vorliegen.
Zudem ist die Finanzierungsgrundlage logischerweise dann auch nicht gegeben, in der Schlichtungsrunde wurden zudem die Kosten für einen Kopfbahnhof 21 sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Für Stuttgart 21 dagegen gibt es eine Baugenehmigung, und dies ist für die Deutsche Bahn AG gleichbedeutend mit einem Baurecht. Es wäre zwar theoretisch möglich, den Bau des Tiefbahnhofs politisch zu torpedieren, aber die rechtliche Situation scheint mir eindeutig: Der Bau von Stuttgart 21 käme nur dann nicht, wenn die Bahn AG freiwillig darauf verzichten würde. Dazu ist die Bahn nicht bereit, das war zu erwarten. Herr Dr. Kefer hat für den Fall eines Projektausstiegs in den vorletzten Schlichtungsrunde am letzten Freitag bereits eine umfassende gerichtliche Klage angekündigt.
Bei einem Ausstieg aus Stuttgart 21 entstünden den Projektträgern, insbesondere der Bahn AG, hohe Kosten, die von den S21-Gegnern auf 600 Millionen Euro, von der Bahn auf gut 2,8 Milliarden Euro beziffert werden. Deshalb haben wir diese Frage von drei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften einer Plausibilitätsprüfung unterziehen lassen: Eine der Gesellschaften kommt zu der Auffassung, daß ein Ausstieg rund 1 Milliarde Euro kosten würde, die beiden anderen gehen sogar von 1,5 Milliarden Euro aus. Das ist viel Geld dafür, daß man am Ende nichts bekommt.
Die Plausibilität der Kosten von Stuttgart 21 hat zwar Risiken deutlich aufgezeigt, in der Summe aber keinen wirklich überzeugenden Anhaltspunkt dafür gebracht das Projekt aus Kostengründen zum jetzigen Zeitpunkt doch noch zu stoppen. Einen Kompromiß zwischen Stuttgart 21 und einem Kopfbahnhof 21 kann es nicht geben, die Gründe hierfür habe ich dargelegt. Also kann eine Chance zur Verkleinerung des vorhandenen Konfliktpotenzials und eine Entschärfung des Konflikts nur noch darin gesucht und gefunden werden, wichtige und berechtigte Kritikpunkte der S21-Gegner aufzugreifen, offensichtliche Schwachstellen zu beseitigen und Stuttgart 21 als Bahnknoten im Interesse der Menschen deutlich leistungsfähiger, baulich attraktiver, umweltfreundlicher, behindertenfreundlicher und sicherer zu machen-zu Stuttgart 21 PLUS.

10. Ich kann den Bau des Tiefbahnhofs nur befürworten, wenn entscheidende Verbesserungen an dem ursprünglichen Projekt vorgenommen werden, also aus Stuttgart 21 ein Stuttgart 21 PLUS wird. In der Schlichtung ist auch noch einmal klar geworden, daß der Tiefbahnhof nur dann einen Sinn hat, wenn gleichzeitig die Neubaustrecke zwischen Ulm-Wendlungen verwirklicht wird. Bis 2016 ist die Finanzierung durch die Bahn und das Land Baden-Württemberg sichergestellt.
Ab 2016 wird sich der Bund an den Gesamtkosten von 2,9 Milliarden Euro mit 1,8 Milliarden Euro beteiligen. Nach Auskunft des Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Verkehr Winfried Hermann im Schlichtungsverfahren ist jedoch die Finanzierung durch den Bund nicht abschließend gesichert. Diese Aussage basiert allerdings auf einer Prognose für das Jahr 2016 und unterstellt, daß die dann vorhandene Mehrheit im Deutschen Bundestag aus dem Projekt aussteigen würde. Es kann natürlich auch gerade umgekehrt sein. Infolgedessen können solche Annahmen nicht Grundlage des Schlichterspruches sein.
Es steht fest, daß von den sieben Planfeststellungsabschnitten für die Neubaustrecke von Wendungen vier sich noch im Planfeststellungsverfahren befinden. Da die Neubaustrecke eine zwingende Voraussetzung für den Tiefbahnhof bedeutet und die Bahn mit den Bauarbeiten fortfahren will, ist es vordringlich, daß die Projektträger für die Neubaustrecke so rasch wie möglich für die rechtliche und finanzielle Absicherung der Neubaustrecke Sorge tragen.

11. Für die Fortführung des Baues von S 21 halte ich aus den genannten Gründen folgende Verbesserungen für unabdingbar:
11.1. Die durch den Gleisabbau frei werdenden Grundstücke werden der Grundstücksspekulation entzogen und daher in eine Stiftung überführt, in deren Stiftungszweck folgende Ziele festgeschrieben werden müssen: – Erhaltung einer Frischluftschneise für die Stuttgarter Innenstadt. – Die übrigen Flächen müssen ökologisch, familien- und kinderfreundlich, mehrgenerationengerecht, barrierefrei und zu erschwinglichen Preisen bebaut werden. – Für notwendig halte ich eine offene Parkanlage mit großen Schotterflächen
11.2. Die Bäume im Schloßgarten bleiben erhalten. Es dürfen nur diejenigen Bäume gefällt werden, die ohnehin wegen Krankheiten, Altersschwäche in der nächsten Zeit absterben würden. Wenn Bäume durch den Neubau existentiell gefährdet sind, werden sie in eine geeignete Zone verpflanzt. Die Stadt sollte für diese Entscheidungen ein Mediationsverfahren mit Bürgerbeteiligung vorsehen.
11.3. Die Gäubahn bleibt aus landschaftlichen, ökologischen und verkehrlichen Gesichtspunkten erhalten und wird leistungsfähig, z.B. über den Bahnhof Feuerbach, an den Tiefbahnhof angebunden.
11.4. Im Bahnhof selber wird die Verkehrssicherheit entscheidend verbessert. Im Interesse von Behinderten, Familien mit Kindern, älteren und kranken Menschen müssen die Durchgänge gemessen an der bisherigen Planfeststellung verbreitert, die Fluchtwege sind barrierefrei zu machen
11.5. Die bisher vorgesehenen Maßnahmen im Bahnhof und in den Tunnels zum Brandschutz und zur Entrauchung müssen verbessert werden. Die Vorschläge der Stuttgarter Feuerwehr werden berücksichtigt.
11.6. Für das Streckennetz sind folgende Verbesserungen vorzusehen: – Erweiterung des Tiefbahnhofs um ein 9. und 10. Gleis. – Zweigleisige westliche Anbindung des Flughafen Fernbahnhofs an die Neubaustrecke – Zweigleisige und kreuzungsfrei angebundene Wendlinger Kurve – Anbindung der bestehenden Ferngleise von Zuffenhausen an den neuen Tunnel von Bad Canstatt zum Hauptbahnhof. – Ausrüstung aller Strecken von S 21 bis Wendungen zusätzlich mit konventioneller Leit- und Sicherungstechnik.

 

12. Die Deutsche Bahn AG verpflichtet sich, einen Streßtest für den geplanten Bahnknoten Stuttgart 21 anhand einer Simulation durchzuführen. Sie muß dabei den Nachweis führen, daß ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs in der Spitzenstunde mit guter Betriebsqualität möglich ist. Dabei müssen anerkannte Standards des Bahnverkehrs für Zugfolgen, Haltezeiten und Fahrzeiten zur Anwendung kommen. Auch für den Fall einer Sperrung des S-Bahn-Tunnels oder des Fildertunnels muß ein funktionierendes Notfallkonzept vorgelegt werden. Die Projektträger verpflichten sich, alle Ergänzungen der Infrastruktur, die sich aus den Ergebnissen der Simulation als notwendig erweisen, bis zur Inbetriebnahme von S 21 herzustellen. Welche der von mir vorgeschlagenen Baumaßnahmen zur Verbesserung der Strecken bis zur Inbetriebnahme von S 21 realisiert werden, hängt von den Ergebnissen der Simulation ab. Diese von mir vorgetragenen Vorschläge in den Ziffern 11 und 12 werden von beiden Seiten für notwendig gehalten.

13. Aller Voraussicht nach wird der Bau des Bahnhofs S 21 fortgesetzt werden. Ein Baustopp bis zur Landtagswahl ist sowohl von der Bahn wie von der Landesregierung abgelehnt worden. Es ist damit zu rechnen, dass der Protest trotz S 21 PLUS anhalten wird. Es ist nicht auszuschließen, daß es bei bestimmten Bautätigkeiten zu Konfliktsituationen kommen kann. Nach den positiven Erfahrungen in dieser Schlichtungsrunde rege ich an, eine situationsbedingte Schlichtung in ähnlicher Zusammensetzung unter Vorsitz eines Moderators, z. B. den Bischöfen oder eines Vertreters der Robert-Bosch-Stiftung, vorzusehen.

Die Schlichtung als solche, die Art und Weise der Diskussion, hat in der Bevölkerung ein überaus positives Echo gefunden. Dies könnte für den kommenden Wahlkampf ein Hinweis dafür sein, daß die Wahlchancen, je nachdem, wie sich die Parteien benehmen, umso größer werden, je mehr die Diskussionen um den Hauptbahnhof Stuttgart auf dem Niveau der jetzt zu Ende gehen Schlichtung geführt werden. Ich danke den Teilnehmern der Schlichtung und den Sachverständigen für die auf hohem Niveau geführten sachlichen Debatten.
Sie haben der Demokratie im allgemeinen und der bürgerschaftlichen Verständigung in dieser schönen Stadt einen großen Dienst erwiesen. Ich danke der Stadt Stuttgart und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz, die herzliche Gastfreundschaft und den kaum zu überbietenden perfekten Service. Der Dank gilt ebenso den Stenographen, der Presse und den Fernsehanstalten, die diesem Demokratieexperiment zu einer großen Publizität und zu einem entsprechenden Erfolg verholfen haben. Ich wünsche dem Stuttgarter Demokratie-Modell eine weite Verbreitung in Deutschland.

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Für unser Land…

Stuttgart21+

Stuttgart 21: Hürden hochgelegt
Modell Stuttgart Übergang zu mehr Mitsprache
Volksabstimmungen sind künftig nicht mehr zu verhindern

 

Das vom Schlichter Heiner Geißler postulierte "Modell Stuttgart" ist für den Vorsitzenden der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg und Heilbronner Stadtrat Alfred Dagenbach das wichtigste Ergebnis aus den Schlichtungsverhandlungen zu Stuttgart 21. Dies sei ein Übergangsmodell bis zur von der "politischen Klasse" auf Dauer nicht mehr verhinderbaren Einführung von Volksabstimmungen. "Damit liegt er mit seiner Forderung, die Beteiligung der Bürger insbesondere bei Großprojekten analog der vorbildlichen Schweizer Praxis zu verbessern, voll auf unserer Linie", so Alfred Dagenbach. In der Tat sei die zunehmende Intransparenz der politischen und ökonomischen Vorgänge und damit das Regieren am eigentlichen Souverän unseres Landes im Zeitalter neuer Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung vorbei. Dagenbach: "Geißler hat Recht: Die Bürger können viele politische Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen, deshalb muß die Zeit der ‚Basta-Politik‘ vorbei sein und die unmittelbaren Demokratie ist zumindest bei Großprojekten zu stärken." Hätte die Politik statt auf Formaljurismus zu pochen von Anfang an die Bürger mindestens in ähnlicher Weise beteiligt, wie dies nun auf Druck hunderttausender demonstrierender Bürger zustande gekommen ist, hätte sich mancher Unmut bereits im Vorfeld erledigt. "Insoweit ist dies ein Sieg der Demokratie, wiewohl sich erst noch zeigen muß, ob die übrigen von Heiner Geißler vorgeschlagenen praktischen Konsequenzen nicht zum Pyrrhus-Sieg der S21-Befürworter werden wird", erklärt Dagenbach, "denn die Hürden wurden durch den als ‚Stuttgart 21+‘ titulierten Schlichter-Spruch hoch gelegt und niemand weiß, ob nicht doch der Wähler, wie ausgerechnet von Kanzlerin Angela Merkel vorgeschlagen, die Landtagswahl 2011 zur Volksabstimmung machen wird." Insbesondere muß sich die Politik künftig wieder mehr am Willen der Bürger anstelle den Wünschen von geschäftstüchtigen Lobbygruppen und Großspendern der Parteien orientieren. 


Für unser Land…

Zwischen Wahrheit und Unwahrheit

Zwischen Wahrheit und Unwahrheit!
Fred Steininger: Es spottet jeder Beschreibung

 

"Es ist schon etwas seltsam, was hier zwischen den Gegnern und Befürwortern mit Schlichtungsgesprächen abgeht", erklärt der Stellvertretende Vorsitzende der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg zu ‚Stuttgart 21‘ und resümiert: "Die Tatsachen sollten doch endlich auf den Tisch für alle Beteiligten. Die traurige Geschichte beginnt doch schon damit, dass man die Bürger der Stadt Stuttgart und des Umlandes schlicht und einfach nicht richtig informiert hat. Ein nichtsagender Flyer der schon vor Jahren an die Bevölkerung verteilt wurde, hat mit den Tatsachen von Stuttgart 21 wenig zu tun. Da sind auch die Grünen-Politiker auf dem Holzweg. Der Kopfbahnhof von Stuttgart ist in seiner Funktion in allen Richtungen für den Nah- und Fernverkehr mit einer Aufrüstung einer zeitgemäßen elektronischer Ausstattung durchaus für die Zukunft des Bahnverkehrs in Ordnung. Hier ‚zig Milliarden für einen Tunnelbahnhof zu investieren ist Wahnsinn, denn für den Güterverkehr ist dieser neue Bahnhof ein Witz. Unsere Autobahnen in Deutschland, mit dem zunehmenden LkW-Verkehr, stehen – wenn es noch keiner bemerkt hat – kurz vor dem Kollaps. Die Neubaustrecke über die Alb nach Ulm und München scheint im ersten Moment eine gute Sache zu sein, ist aber offensichtlich für den Bahntransportverkehr nicht befahrbar. Der Güterverkehr wird auf der alten Strecke weitergeführt."
Fazit sei, so Steininger:  "Man baut einen ultramodernen Tunnelbahnhof, gräbt einen Teil der Stadt Stuttgart um, vernichtet den Schlosspark mit seinen uralten Bäumen und baut auf dem alten Gleisgelände des Kopfbahnhofes das größten Einkaufscenter Europas und vernichtet damit den florierenden Einzelhandel der Stuttgarter Königstrasse. Was hier abgeht spottet jeder Beschreibung. Unsere Politiker und Wirtschaftexperten verdummen die Bürger und füllen sich ihren Geldbeutel Ich bin auch für den Fortschritt in unserem chaotischem Verkehrwesen in Deutschland und an einer neuen logistischen Lösung interessiert, aber das, was in Stuttgart passiert, kann so nicht weiter geführt werden. Das Land China zum Beispiel hat den Transrapid für den Personenverkehr auf Stelzen (eine deutsche Entwicklung) eingeführt und man höre und staune, diese Geschwindigkeits-Schnellbahn hat dort in den Großstädten die Verkehrsprobleme im Griff – und wir Bürger werden hier zum Lachaffen von unseren Verkehrsexperten gestempelt. Die Gegner von Stuttgart 21 haben das Recht, trotz höherer Entscheidungsdemokratie dieses Bauvorhaben des Tunnelbahnhofes in Frage zu stellen. Dies sollten auch unsere führenden Politiker und Wirtschaftsgrößen endlich begreifen und eine Lösung des Verkehrproblems wirklich neu aufnehmen."

Strobl vergiftet die Atmosphäre

Sippenhaftung
Strobl vergiftet die Atmosphäre

Dagenbach: CDU treibt den Feinden der Demokratie die ‚Hasen in den Stall‘

Walter Sittler in Sippenhaftung? >

Das Verhalten des baden-württembergischen CDU-Generalsekretärs und Mitglied des Deutschen Bundestages, Thomas Strobl, im Fall des Stuttgart21-Gegners Walter Sittler offenbart nach Ansicht des Vorsitzenden der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg, dem Heilbronner Stadtrat Alfred Dagenbach, die Nervosität und zugleich die Ungezügeltheit der CDU in der Behandlung einfachster demokratischer Spielregeln.
"Persönlich hat sich Thomas Strobl mit diesem Schuß über das Ziel hinaus keinen Gefallen getan und seine Äußerungen zu Recht zurücknehmen müssen. Daß ausgerechnet die Partei, die selbst genügend Persönlichkeiten mit brauner Vergangenheit schon in höchste Ämter entsandt hat, sich in der Anprangerung solcher Tendenzen bis hin nur Diffamierung besonders hervortut, ist nichts Neues. Daß aber einer ihrer exponiertesten Vertreter derart über das Ziel hinausschießt und dies auf die Ebene der Sittenhaftung bringt, ist untragbar. Würde man diesen Maßstab bei der CDU anlegen, so sähe es dort sehr dunkelbraun aus", so Dagenbach.
Das von Strobl gegen Sittler vorgetragene "mangelnde Demokratieverständnis" falle damit auf ihn und seine Parteigänger selbst zurück: "Es ist insbesondere das Unvermögen seiner eigenen Mitstreiter, mit den berechtigten Sorgen der Bürger nicht nur im Falle von ‚Stuttgart 21‘ umzugehen. Wer einen so massiven Protest aus der bürgerlichen Mitte nicht ernst nimmt und deren Anliegen in arroganter Weise abserviert, treibt damit letzten Endes den daraus Honig saugenden Feinden unserer auch auf das Demonstrationsrecht basierenden Demokratie die sprichwörtlichen Hasen in den Stall und demontiert die demokratischen Freiheitsrechte. Wer zudem wie er die Friedenspflicht anmahnt, sollte kein so kurzes Gedächtnis haben und sich erinnern, daß diese Friedenspflicht als erstes von jenen gebrochen wurden, die erst den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abreißen ließen und dann noch illegal Bäume fällen ließen. Strobl sollte wie auch seine baden-württembergischen Gesinnungsgenossen einfach einmal zur Kenntnis nehmen, daß die CDU nicht Staatspartei ist und Baden-Württemberg nicht ihr und ihrer spendablen Lobby, sondern den Bürgern des Landes gehört. Oder ist diese schlimme Entgleisung des Generalsekretärs etwa nur das Ergebnis einer mit seinen zahlreichen Ämtern völlig überforderten Person?"


Mappus‘ pure Heuchelei

"Sieg der Demokratie"?
Mappus‘ pure Heuchelei
Dagenbach: "Makkulatur zur Täuschung der Bürger"

Stefan Mappus >

"Wenn Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) die Demonstrationen für und gegen das umstrittene Bauprojekt ‚Stuttgart 21‘ als ‚Sieg der Demokratie‘ bezeichnet und meint, man dürfe sich in einer Demokratie ’nicht darüber beschweren, dass Bürger kritisch sind‘, so ist das mehr als pure Heuchelei", wertet der Vorsitzende von Pro Baden-Württemberg und Heilbronner Stadtrat Alfred Dagenbach die neuesten Auslassungen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten zum umstrittenen Bahnprojekt "Stuttgart 21".

Wenn Mappus sage, man könne "Stuttgart 21 bauen oder eben nicht" und dann zur Einsicht kommt, daß die Bürger nicht nur an der Entscheidung beteiligt werden müssen, sondern man sich sogar davor hüten muß, "daß dieses Areal ohne Rücksicht auf die Belange der Bürger von privaten Investoren zugeklotzt wird", so müßte er eigentlich sofort dafür sorgen, daß das Projekt gestoppt wird und ein Bürgerentscheid in die Wege geleitet wird, denn, so Dagenbach: "Alles andere ist nur Makkulatur, um die Bürger angesichts der miserablen Umfrageergebnisse für seine Regierung erneut zu täuschen!"

Stattdessen werden landauf und landab derzeit ganze Bürgermeister-Horden und Landräte samt Kammern dazu animiert, dem umstrittenen Projekt "Stuttgart 21" ihren Segen zu erteilen. Daß dahinter eiskalte politische Berechnung steckt, wird schnell klar, wenn man weiß, daß die meisten Mitglieder der das Projekt tragenden Parteien CDU, SPD und FDP sind oder diesen zumindest nahe stehen. Dazu kommt, daß man natürlich "oben" nicht in Ungnade fallen will, wenn es um die wohlwollende Unterstützung von Landes- oder gar Bundeszuschüssen geht. Dagenbach: "In aller Regel wird dabei in den positiven Verlautbarungen suggeriert, daß das Projekt auch vorteilhaft für die jeweilige Kommune oder gar Region sei".

Alles nur menschlich, könnte man meinen. Daß dabei aber auch gewaltig geflunkert und die Öffentlichkeit getäuscht wird, hat nun die Ratsgruppe PRO Heilbronn mit einer Anfrage nachgewiesen. Sie bezog sich auf Äußerungen des Heilbronner Oberbürgermeisters und einer Gruppe von Mandatsträgern aus der Region Heilbronn-Franken.

"Mit einer seltsamen und teils widersprüchlichen Zahlenakrobatik wurde versucht, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Dies entspricht ganz den Methoden, wie das Projekt ‚Stuttgart 21‘ insgesamt geschönt wurde und wird", so Dagenbach, "mal wurden angeblich 30 Minuten von Heilbronn zum Stuttgarter Flughafen eingespart, dann gar 41 Minuten. schließlich reduzierte sich die eingesparte Zeit noch auf ganze 19 Minuten."

Ob wahr oder nicht, das interessiere die meisten Stuttgart-Pendler aus der Heilbronner Region überhaupt nicht. Denn sie haben, wie sich jetzt herausgestellt hat, überhaupt nichts von ‚Stuttgart 21‘ und fahren weiterhin im gleichen Trott bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Ähnlich dürfte es auch den Bürgern in anderen Regionen im Ländle gehen.

Schließlich nütze selbst die angeblich verkürzte Reisezeit vom geplanten Stuttgarter Hauptbahnhof zum Flughafen wohl kaum etwas, verlängere sich doch bis zum Abflug in aller Regel die Wartezeit wieder entsprechend.

Alfred Dagenbach: "Die offiziellen Befürworter sollten sich eher darum kümmern, daß die bei Stuttgart 21 zu verbratenden Milliarden in ihre eigene Infrastruktur gesteckt werden. Da gibt es genug zu tun!"

Zum Beispiel hätten es der Heilbronner Oberbürgermeister und seine Landkreis-Kollegen bis heute nicht fertiggebracht, das ‚Oberzentrum der Region Heilbronn-Franken‘ aus dem Bahnschatten herauszuführen: "Nach wie vor ist Heilbronn die einzige ‚Großstadt‘ Deutschlands, die nicht einmal einen Interregio, geschweige denn einen Intercity-Anschluß hat. Aber für ‚Stuttgart 21‘ steigt man in die Bütt – deutlicher kann man sein verkehrspolitisches Unvermögen nicht mehr dokumentieren."

Trauer um ‚Loki‘ Schmidt

Eine große Dame ist von uns gegangen:

Trauer um Hannelore ‚Loki‘ Schmidt

Von Alfred Dagenbach


Das
Ehepaar Schmidt>

Die Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg trauern um eine
große Dame, die stets volksnah und aufrecht neben ihrem Gatten, dem ehemaligen
Bundeskanzler Helmut Schmidt bis zum Schluß als gute Seele gewirkt hat. Wir
verlieren eine großartige Frau, die vielen als bodenständiges und selbstbewußtes
Vorbild für Weltoffenheit, Naturverbundenheit, Natürlichkeit und Herzlichkeit zu
Recht über viele Grenzen hinweg  beliebt gewesen ist. Wir werden wie viele
Mitbürger ihr Wirken in guter Erinnerung bewahren.

Unerhört

"Stuttgart 21":

Unerhört
Dagenbach: Schwarz-Gelb löst sich selbst ab

 

Nero-21>

1.10.2010 – Als einen unerhörten Vorgang bezeichnete der Vorsitzende der Bürgerbewegung PRO Baden-Württemberg, Alfred Dagenbach, das massive Vorgehen der Polizei am gestrigen 30.September 2010 gegen die Bürger, die offensichtlich weitgehend friedlich gegen das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" demonstriert haben: "Solche Aktionen sind nicht im Polizeipräsidium allein entschieden worden, sondern fanden garantiert mindestens in sogenannter enger Zusammenarbeit mit der Landesregierung statt."
Besonders frappierend findet Dagenbach die zunächst in Umlauf gesetzte Behauptung zur Diskriminierung der bis dahin wochenlang friedlich verlaufenen Demonstration, Demonstranten hätten Pflastersteine auf die Polizei geworfen, die später zurückgenommen werden mußte. "In der Tat wurde dafür kein einziger Beweis vorgelegt, was darauf schließen läßt, daß mit allen Mitteln versucht wird, durch Desinformationskampagnen einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung herbeizuführen", so Dagenbach, "es soll jetzt  das dringend offenbar benötigte Totschlagargument ‚Gewalt‘ herbeigeredet werden – damit scheinen sich
Befürchtungen zu bewahrheiten, daß auch mit eingeschleusten Provokateuren zu rechnen ist, um eine entsprechend günstige Bilanz zur Rechtfertigung des massiven Vorgehens räsentieren zu können."
Es sei erschreckend, wie mit Formaljurismus und politischer Chuzpe der Volkswille mißachtet und versucht wird, die Meinungsbildung zu manipulieren. Dagenbach: "Ministerpräsident Mappus scheint sich Nero zum Vorbild genommen zu haben: Schwarz-Gelb löst sich jetzt selbst ab." 

Amtsmißbrauch


Prestigeobjekt "Stuttgart 21":


Amtsmißbrauch


Kampagne auf Kosten der Steuerzahler

Traurig über S21 >

26.9.2010 – Was unlängst
befürchtet
wurde, scheint nun einzutreffen:

Mit einer massiven Kampagne auf Kosten der Steuerzahler soll nun für das Prestigeobjekt Stuttgart 21 Stimmung gemacht werden. Dabei sind auch zahlreiche Amts- und Funktionsträger, die auf der Gehaltsliste ihrer Bürger und Organisationen stehen, involviert, ohne daß sie diese nach ihrer Meinung gefragt hätten.

Mit deren Amtsbonus soll suggeriert werden, daß ihre Kommune oder Verband geschlossen hinter "Stuttgart 21" stehen würde, auch wenn mit Halbwahrheiten dazu geflunkert wird.  

Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Heilbronner Stadtrat Alfred Dagenbach, Vorsitzender der Bürgerbewegungen Pro Baden-Württemberg und Pro Heilbronn, bezeichnete ein solches Vorgehen als "Mißbrauch des übertragenen Amtes".

Dagenbach: "Offensichtlich läuft jetzt eine Propagandawelle größten Ausmaßes an, bei der alle Register gezogen werden, um das Projekt doch noch hoffähig zu machen und die Gegner in Mißkredit zu bringen:
eMails kursieren, in denen davor gewarnt wird, daß von einer Gegnerschaft nur die Grünen profitieren würden, was man doch nicht wolle.

Fakt ist nun einmal: Nur weil die Grünen und sonstige Gruppen zu gleichen Ergebnissen kommen, wie die Masse der Gegner, so bringt ihnen das nur Sympathien ein, die jene, die das Projekt mit aller Macht und rücksichtslos durchpeitschen wollen, selbst verursacht haben. ‚Schnappi’s‘ Krokodilstränen sind daher höchstens kontraproduktiv und wer auf die Bürger nicht hören will, wird dann halt auch mit dem Unmut dieser Bürger leben müssen."

Die selbsternannte "Politische Klasse" kann das aber nicht. Sie stellt den Artikel 20 des Grundgesetzes auf den Kopf und beansprucht alle Staatsgewalt für sich allein.  Und auf Kosten der Bürger sind ganz offensichtlich jetzt PR-Agenturen am Werk.

Dazuhin spielt man auf allen Tasten des Klaviers, um die Proteste mit Zuckerbrot und Peitsche zu ersticken: Mit Umarmung, Vereinnahmung und Dialogbereitschaft wird suggeriert, der Protest habe Erfolg und man könne nun beruhigt zu Hause bleiben. Tatsächlich weicht man keinen Schritt zurück, wie die ungehinderte Fortsetzung des Abbruchs deutlich zeigt.

Dazu gehört auch die Kriminalisierung von Teilen der Protestbewegung.
Festnahmen von Provokateuren sind dazu besonders hilfreich. Schließlich soll der "anständige Bürger" sehen, welchem "Gesindel" er auf den Leim geht, mit dem er natürlich nichts zu tun haben möchte. 

Und Ministerpräsident Mappus kündigt unverblümt an, daß man jetzt
“auf den verschiedensten Kanälen mehr denn je offensiv informieren“ wolle. Zuvor unterließ man dies, wohl in der Hoffnung, keine "schlafenden Hunde zu wecken". 
Und meist CDU-nah geführte Industrie- und Handelskammern springen selbstverständlich auf den Zug auf.

Garniert wird das Ganze mit der Beauftragung von PR-und Werbeagenturen, die Bürgernähe suggerieren und mit Dialogplattformen etc. unabhängige Meinungsbildung vortäuschen sollen. Positive Stimmung soll mit dem Geld der damit Berieselten bezahlt werden.

Mit inszenierten
Events sollen die Bürger ungewollt zu Claqueuren instrumentalisiert werden. Webseiten wurden installiert, hinter denen sowohl Privatleute als auch Werbeagenturen stehen. Mindestens Letztere dürften
solches wohl kaum uneigennützig betreiben.

Alfred Dagenbach dazu: "Bei Facebook brüstet man sich inzwischen mit rund 15.000 Befürwortern bundesweit – 67.000 Unterschriften Stuttgarter Bürger allein vermögen sie nicht aus  der Welt zu schaffen. Wer die Methoden des Guerilla-Marketings und
der Undercover-PR nötig hat, zeigt damit nur, wie sehr er argumentativ in der Ecke steht."